Herumlungern lohnt sich Gladbachs Ginter glänzt als Teilzeit-Sturmkante
Mönchengladbach - Was Eltern pubertierender Kinder oftmals die Nerven raubt, erweist sich für Borussia Mönchengladbach immer wieder als Glücksfall: Matthias Ginter (26) lungert gerne herum. 2017 war er noch nicht lange im Verein, da rieben sich die Bayern mal die Augen, als der Defensivspieler plötzlich am zweiten Pfosten auftauchte und abstaubte.
Matthias Ginter trägt Gladbach-Trikot zum 100. Mal
Auch am Dienstag war es mal wieder so weit: Ginter lungerte herum und es passierte etwas, diesmal das 2:0 beim 3:0 gegen Wolfsburg, das der Nationalspieler in der Manier eines Mittelstürmers vorbereitete. Es war das Glanzlicht seines Jubiläumsspiels: Zum 100. Mal lief Ginter für Borussia auf, knackte die Marke als 110. Fohlen.
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Ein Freistoß aus aussichtsreicher Position hatte ihn in der 30. Minute nach vorne gezogen. Als Ibrahima Traoré (32) mit seinem Versuch in der Mauer hängenblieb, orientierte sich Ginter nicht gleich nach hinten, sondern wartete gleich zwei abgewehrte Bälle ab, bis Stefan Lainer (27) von halbrechts weich in die Mitte flankte. Dann: Kopfballablage von Lars Stindl (31) auf Ginter, der mit einer geschmeidigen 180-Grad-Drehung in den Lauf von Jonas Hofmann (27) spielte. 2:0, ein feiner Treffer!
Ginter: Platz fünf wäre eher eine Enttäuschung nach Saisonverlauf
„Wir hatten eine gute Tagesform. Wir wussten, dass sie viel über die Wucht kommen, nicht nur vorne. Auch so haben sie kantige Spieler. Darauf haben wir uns eingestellt und uns dagegengeworfen“, sagte Ginter. Defensiv wie offensiv hatten er und seine Kollegen die Wolfsburg-Schränke akkurat zerlegt.
Top-Knipser Wout Weghorst (27) war bereits mit einer Geschichts-Blessur ins Spiel gegangen, doch sein Äußeres passte zu dem Tag, den er gegen Gladbach erwischte. Keinen Torschuss gewährten die Fohlen dem Niederländer, nur 21-mal kam er an den Ball und brachte nur sieben Pässe zum Mitspieler. Ginter dagegen schloss zweimal selbst ab und gewann zwei Drittel seiner Zweikämpfe.
Paderborn und Hertha statt Europameisterschaft
Ohne die Corona-Pandemie wäre er am Dienstag in München mit dem DFB-Team auf Frankreich getroffen, beim deutschen EM-Auftakt. Diese Mission ist aufs nächste Jahr verschoben, stattdessen geht es gegen den SC Paderborn (20. Juni) und Hertha BSC (27. Juni) um die Champions League.
„Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand. Es ist natürlich unser Ziel“, sagte Ginter und gab ehrlich zu: „Vor der Saison hätten wir vielleicht den fünften Platz unterschrieben. Aber so, wie die Saison verlaufen ist, wäre es vielleicht schon eine Enttäuschung, wenn wir Fünfter bleiben.“
Anders als sein Nebenmann Nico Elvedi (23), der in Paderborn gesperrt ist, wird Ginter in beiden Partien seinen Teil dazu beitragen können – in seinem Kernjob als Innenverteidiger und sicher auch als herumlungernde Teilzeit-Sturmkante.