Borussias Comeback in der Champions League Sicher sind fast nur die Hymne und der Wunschgegner
Mönchengladbach - Marco Rose (43) hat die Champions-League-Hymne als Trainer schon mehrmals gehört, ohne je ein Gruppenspiel in der Königsklasse absolviert zu haben. 2018 kam er mit RB Salzburg in die Play-offs, und Gladbach-Fans wissen seit dem Duell mit Dynamo Kiew vor acht Jahren: Ab dieser Runde wird die Gänsehaut-Melodie bereits gespielt.
Borussia Mönchengladbach winkt Topf vier
Kurz vor Roses Abschied legte die Stadionregie die Hymne dann noch vor einem Spiel der österreichischen Liga auf, als klar war, dass Salzburg erstmals qualifiziert sein würde. Doch auf die richtige Premiere darf sich Rose am 20. oder 21. Oktober 2020 freuen, wenn der erste Gruppenspieltag der neuen Champions-League-Saison ansteht. So viel ist Mitte Juli immerhin klar in einer Zeit, in der deutlich mehr Ungewissheit herrscht als sonst.
Es beginnt mit der Besetzung der Lostöpfe: Borussia kann sich auf den vierten einstellen, aktuell Platz 61 im UEFA-Klub-Ranking gibt wahrscheinlich nicht mehr her. Zwei Jahre ohne Punkte und das jüngste schwache Abschneiden haben Gladbach zurückgeworfen.
Damit steigt bei der dritten Teilnahme der Vereinsgeschichte das Hammergruppen-Potenzial – und das nachdem die Fohlen 2015 zuerst Manchester City, Juventus Turin und den FC Sevilla erwischt hatten, 2015 dann erneut City, den FC Barcelona und Celtic Glasgow. Aber noch laufen zahlreiche Ligen.
Gladbachs Wunschgegner ist der FC Liverpool
Fest steht immerhin, dass die Losfeen am 1. Oktober in Athen Max Eberl (46) seinen Wunsch erfüllen könnten: „Dass der FC Liverpool nicht nur zu einem Freundschaftsspiel kommt wie vor einigen Jahren. Damals mussten wir noch Geld bezahlen. Jetzt müssten sie in einem Pflichtspiel zu uns. Das wäre ein Traum für alle.“ Es würde passen: 2010 war Liverpool zum 110-jährigen Vereinsjubiläum zu Gast, dieses Jahr wird Borussia 120.
Finanziell gibt es ebenfalls noch einige Fragen zu klären. Mit 15,25 Millionen Euro Startgeld kann Borussia – Stand jetzt – kalkulieren. Pro Punkt winken 900.000 Euro, fünfmal so viel wie in der Europa League, im Falle eines Sieges also 2,7 Millionen.
Offen ist, ob die Fernsehgelder stabil bleiben. Dazu leiden auch UEFA-Sponsoren unter der Krise, und der Kontinentalverband muss die verschobene Europameisterschaft verkraften. Mit sechs bis sieben Millionen Euro an Ticket-Einnahmen wie unter normalen Umständen kann Gladbach auch nicht annähernd rechnen.
Champions League 2020/21: Diese Teilnehmer stehen fest
- England: FC Liverpool, Manchester City
- Spanien: Real Madrid, FC Barcelona, Atlético Madrid
- Deutschland: Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig, Borussia Mönchengladbach
- Italien: Juventus Turin
- Frankreich: Paris Saint-Germain, Olympique Marseille
- Russland: Zenit St. Petersburg
- Ukraine: Schachtjor Donezk
- Belgien: FC Brügge
- Türkei: Istanbul Basaksehir*
- *Trabzonspor könnte Basaksehir noch verdrängen, ist von der UEFA aber aktuell noch ausgeschlossen von allen Wettbewerben
Wie viel die Koeffizientenregelung bringt, ist erst klar, wenn alle 32 Teilnehmer feststehen. Der schwächste erhält 1,108 Millionen Euro, momentan würde nur Istanbul Basaksehir hinter Borussia stehen. Platz 31 erhält zweimal diese Summe, Platz 30 bekommt sie dreimal, so geht es weiter bis zum Primus Real Madrid, der auf einen Schlag 35,456 Millionen kassiert.
Leicester und Rennes würden hinter Gladbach landen
Leicester City ist in der Premier League auf dem Weg in die Königsklasse. Der englische Meister von 2016 ist sowohl in der Fünf-Jahres-Wertung (relevant für die Besetzung der Töpfe) als auch in der Zehn-Jahres-Wertung (entscheidend für die Kohle) hinter Borussia platziert, genau wie Stade Rennes. Der Ex-Klub von Ramy Bensebaini (25) aus Frankreich qualifiziert sich direkt, sollte der Europa-League-Sieger bereits ein Ticket für die Champions League gelöst haben. Noch sind zahlreiche Kandidaten dabei.
Fest stehen die sechs Spieltermine, eine echte Hardcore-Taktung: Es gibt, beginnend mit dem 20. und 21. Oktober, drei englische Wochen nacheinander, dann eine Länderspielpause mit drei Partien und anschließend die nächsten drei Champions-League-Spieltage direkt nacheinander.
Gekrönt wird der aktualisierte Rahmenterminkalender kurz vor Weihnachten von einem Bundesliga-Spieltag und der zweiten DFB-Pokal-Runde jeweils an einem Dienstag und Mittwoch. Bedeutet für Nicht-Nationalspieler bis zu 17 Einsätze in 68 Tagen, für Nationalspieler sogar 20.
Die Termine der Champions League:
- Play-offs: 22./23. und 29./30. September 2020
- Auslosung: 1. Oktober in Athen
- 1. Spieltag: 20./21. Oktober
- 2. Spieltag: 27./28. Oktober
- 3. Spieltag: 3./4. November
- 4. Spieltag: 24./25. November
- 5. Spieltag: 1./2. Dezember
- 6. Spieltag: 8./9. Dezember
Das späte 1:2 gegen Basaksehir im vergangenen Jahr hat Borussia zwar um die Zwischenrunde der Europa League, eine schöne Reise nach Lissabon (Istanbul durfte gegen Sporting ran) und um knapp vier Millionen Euro gebracht. Einen Vorteil hatte es rückblickend: Die Fohlen können sich vergleichsweise entspannt auf die zweite Rose-Saison und ihre Rückkehr in die Champions League vorbereiten, während zahlreiche Konkurrenten im August noch die laufenden Europacup-Spielzeiten zu Ende bringen.
Die Königsklasse ist immer ein besonderes Erlebnis. Doch 2020 (und im besten Fall auch 2021) wird Borussia an der bislang wohl speziellsten Ausgabe teilnehmen.