Trotz großer Verluste Borussia gerät in der Krise nicht ins Wanken
Mönchengladbach - Borussia Mönchengladbach hat sich immer breiter aufgestellt in den vergangenen Jahren. Das Geschehen auf dem Rasen mag das wichtigste Geschäftsfeld sein. Doch allein das Ensemble aus Hotel, Museum, Fanshop, Rehazentrum und Gastronomie an der Hennes-Weisweiler-Allee 1 zeigt, dass aus dem VfL längst ein multifunktionales Unternehmen geworden ist.
Gladbach: Schippers spricht über Millionenverlust
In jeder bis vor einiger Zeit denkbaren Krise wäre es ein reiner Segen gewesen. Nun legt die Coronavirus-Pandemie weite Teile des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens lahm, sodass kein Bereich verschont bleibt – und die Vielseitigkeit den Fluch lindert. „Wir dürfen wieder Fußball spielen ab Samstag, das ist sehr wichtig“, begann Geschäftsführer Stephan Schippers (52) sein Statement für Lage der Fohlen-Nation mit der positiven Nachricht.
Er fuhr fort mit der schlechten, die GladbachLIVE vor einen Tagen bereits vermeldet hatte: „Schon heute müssen wir einen Betrag zwischen zehn und dreizehn Millionen Euro als Negativerträge verbuchen.“ So groß ist der Verlust, den die Krise – Stand jetzt – verursacht hat.
Borussia Mönchengladbach muss auf Sicht fahren
Schippers erklärte: „Die wesentlichen Einnahmepositionen werden gerne zitiert wie Tickets und Fernsehgelder. Doch darüber hinaus gibt es viele kleine oder auch gar nicht so kleine Bereiche wie zum Beispiel die Gastronomie vor Ort. Wir haben 800 bis 900 Veranstaltungen im Jahr gemacht, ein Sechstel davon fehlt uns schon. Es sind viele kleine Sachen, die am Ende eine große Summe ergeben.“
Die Bundesligavereine fahren, ein oft zitiertes Sprachbild in der Krise, weiter auf Sicht. „Wir alle sind froh, wenn wir den ersten Spieltag gespielt haben und alle gesund geblieben sind. Dann wird man von Woche zu Woche zu schauen, wie der Weg weitergeht“, sagte Gladbachs Manager Max Eberl (46). Jeden Spieltag kann sich Borussia allein bei den TV-Geldern rund zwei Millionen Euro auf der Einnahmeleiter nach oben hangeln. Die Gewissheit, dass alle neun Partien gespielt werden können, gibt es nicht.
Hauptsponsor: Wer folgt in Gladbach auf die Postbank?
Schippers sagte: „Die letzte Fernsehrate wären 22 Millionen Euro gewesen, bis dato haben wir drei Millionen von der Liga überwiesen bekommen. Für jedes Spiel, das wir spielen, bekommen wir einen Teilbetrag. Man kann sich leicht zusammenrechnen, auf welche Summe sich das belaufen würde, wenn wir die Saison abbrechen müssten.“
Nicht nur diese Kernfrage ist offen. Unklar ist auch, welchen Anteil ihrer Ticketausgaben die Fans am Ende zurückfordern werden. Und dann wäre da noch das Hauptsponsor-Dilemma: Mitten in der Krise sucht Borussia einen Nachfolger für die Postbank, mit der die Zusammenarbeit Ende Juni nach elf Jahren endet.
„Wir sind nach wie vor optimistisch, dass die Brust nicht frei sein wird in der kommenden Saison. Die jetzige Zeit mit all ihren Auswirkungen ist schon intensiv. Aber wir sind in Gesprächen, in guten Gesprächen“, versicherte Schippers.
Während an anderen Liga-Standorten Insolvenz-Szenarien drohen, blieb der Finanzboss der Fohlen trotz der angespannten Lage moderat in seiner Wortwahl: „Das ist schon eine Belastung für Borussia Mönchengladbach, aber sie ist nicht existenzbedrohend.“
Borussia Mönchengladbach: Schippers wiederholt sein Mantra
Die Investitionen in die Infrastruktur zahlen sich aus, nicht nur weil die Mannschaft das vorgeschriebene Quarantäne-Trainingslager in den eigenen vier Wänden absolvieren kann. Was den Fohlen schon mal als falsche Zurückhaltung ausgelegt wurde, ist jetzt ihre große Krisenversicherung. 100 Millionen Euro Eigenkapital haben sie angehäuft.
„Insofern ist es immer das Gleiche“, betonte Schippers: „Borussia ist nicht reich, aber gesund. Wir werden mit der Krise gut zurande kommen. Nur das Ende können wir noch nicht überblicken.“ Zunächst einmal sind Gladbachs Macher froh, dass ein Anfang in Sicht ist: Am Samstag um 18.30 Uhr ist Borussia bei Eintracht Frankfurt gefordert.