„Ich sage es ganz offen“ Borussia hofft in Corona-Krise auf finanzielle Hilfe der Fans
Mönchengladbach - Dass Borussia Mönchengladbach den Ticketverkauf eingestellt hat, ist im Meer der Meldungen in der Coronavirus-Krise beinahe untergegangen. Kein Wunder: Schließlich war für die vier verbleibenden Heimspiele ohnehin nur noch ein Bruchteil der 216.088 Karten erhältlich.
Bundesliga wird nur mit Geisterspielen weitergehen können
Wann und ob Borussia überhaupt noch Bayer Leverkusen, Union Berlin, den VfL Wolfsburg und Hertha BSC in dieser Saison empfangen wird, weiß derzeit niemand. Ab dem 30. März will die Deutsche Fußball-Liga, die eine Pause bis mindestens zum 2. April verkündet hat, die Lage neu bewerten.
Und selbst, wenn es im Mai oder Juni weitergehen sollte mit dem Spielbetrieb, dann nur mit weiteren Geisterspielen so wie vor gut einer Woche zwischen Gladbach und dem 1. FC Köln, die damit für ein Novum sorgten im Oberhaus.
Stephan Schippers: „Jeder Euro, den wir nicht zurückerstatten müssen, wird uns helfen“
„Bundesliga-Fußball ohne Zuschauer ist nicht das, was wir uns wünschen. Aber für die nächsten Wochen und Monate müssen wir einsehen, dass nur eine Fortsetzung der Bundesligaspiele – ohne Zuschauer – das wirtschaftliche Überleben vieler Vereine ermöglichen dürfte“, sagt Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers (52).
Zwei Millionen Euro hat der Klub durch das Geister-Derby bereits verloren – vorausgesetzt, alle zahlenden Zuschauer lassen sich ihre Tickets erstatten. „Wer hier seinen Anspruch anmelden möchte, der kann ab sofort das entsprechende Formular auf unserer Homepage nutzen“, sagt Schippers und fährt fort mit einer bislang einmaligen Botschaft an die Fans.
Borussias Finanz-Boss: „Ich sage es ganz offen: Jeder Euro, den wir nicht zurückerstatten müssen, wird uns helfen. Wer verzichten möchte, dem sagen wir von Herzen Danke! Wer sich das nicht leisten kann oder möchte, dem werden wir sein Geld schnellstmöglich überweisen.“
In Summe geht es in diesem Bereich um rund zehn Millionen Euro (allein weitere 24 Millionen Euro würden Borussia an TV-Einnahmen entgehen, wenn es nicht einmal mehr Geisterspiele geben kann). Tageskarten kosten bei Heimspielen ohne Zuschläge 11 bis 44,50 Euro. „Für die Dauerkarten werden wir erst nach Saisonende eine Regelung festlegen können, wenn wir tatsächlich wissen, wie viele Spiele ohne Zuschauer stattgefunden haben“, sagt Schippers.
Dauerkarteninhaber in Gladbach könnten zwischen 47 und 198 Euro zurückbekommen
Ein Rechenbeispiel: Eine Dauerkarte im Oberrang der Nordkurve kostet pro Saison 380 Euro, das sind 22,35 Euro pro Partie. Einem Dauerkarteninhaber in diesem Bereich stünden, sofern kein Heimspiel mehr vor Publikum ausgetragen werden kann, anteilig demnach 117,76 Euro zu. Bei den günstigsten Dauerkarten (Unterrang Nord, ermäßigt) wären es 47,06 Euro, bei den teuersten (Osttribüne zentral) stolze 198,53 Euro.
Borussias Profis, der Trainerstab, alle Direktoren und Geschäftsführer haben verkündet, wegen der Corona-Epidemie auf einen Teil ihrer Gehälter zu verzichten. Gleichzeitig macht der Verein keinen Hehl daraus, dass es ihm helfen würde, wenn nun auch die Anhänger finanziell zur Bewältigung der Krise beitragen. In den sozialen Netzwerken haben bereits zahlreiche Fans verkündet, dass sie ihre Ticketkosten nicht einfordern werden.